wanderduene
Mittwoch, 4. Juli 2007
6.54 Uhr
jollyj | 04. Juli 07
Shanghai, es ist 6. 54 Uhr, ein maechtiger Gewittersturm entlaedt sich gerade vor der Tuer und es ist noch ruhig im Hostel. Die letzte Nacht war lang, laut und lasterhaft, ihr Schlaf wurde sich von den Gaesten hier muehevoll verdient. Normalerweise laege ich jetzt auch noch in meinem Bett, wuerde mich in vier Stunden vielleicht das erste Mal regen, auf die Uhr schauen und entscheiden, dass es noch viel zu frueh ist, um sich mit Weltstaedten auseinanderzusetzen, wuerde mich umdrehen und eintauchen in die traumintensive Welt des Stakkatoschlafes, denn alle zwanzig Minuten wuerde irgendjemand ins Zimmer stuerzen und irgendetwas holen. Gegen sagen wir zwoelf wuerde ich aufstehen, duschen, fruehstuecken, rauchen und dann die Kamera schnappen und losziehen, mich wie immer verlaufen, aber wuerde das nicht weiter schlimm finden, weil ich dadurch auf tausend interessante Plaetze gestossen waere. Ich wuerde Coke in Unmassen trinken, wuerde viel schwitzen, wuerde immer freundlich zurueckblicken, wenn mich jemand anstarrt, wuerde Musik hoeren und springen und U-Bahn fahren und geflasht werden von kolonialer, Art Deco-, Jugendstil- und futuristscher Architektur, wuerde mich am Abend dann mit Stativ am Hafen postieren, wuerde vielleicht auf den Jinmao-Tower fahren, um mir in Nachbarschaft des bald hoechsten Gebaeude der Welts einen Drink zu goennen. Und wuerde dann ins Bett fallen und morgen schon wieder woanders sein....
Das wuerde ich tun, waere heute nicht der Tag, an dem ich nach Hause fliege. Die letzte Nudeluppe esse ich jetzt, dann auf ins Taxi zum Bahnhof, rein in den Transrapid, mit 430 kmh und Stolz auf "german engineering" ab zum Flughafen, warten und Menschen beobachten, das Flugzeug besteigen und....
ankommen, zum voerst letzten Mal.

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Freitag, 29. Juni 2007
Peking
jollyj | 29. Juni 07
Staedte riechen. Sie haben ein ganz eigenen Geruch. Singapur zum Beispiel: Es roch nach Essen, nach Chilli und Ente, aber vorallem nach Curry. Curry ueberall in den Strassen. Bangkok dagegen war suesslich, das Eau de Bangkok bestand zumeist aus den Abgasen der Tuk-Tuks, die billiges Bezin verbrennen. Und Peking? Peking riecht alt. Nun koennte man natuerlich einwerfen, dass der Autor dieses Blogs nicht so viele Drogen nehmen sollte, denn eine Stadt die alt riecht, das ist doch Quatsch. Aber so wie Oel abgestanden riechen kann, so riecht auch Peking abgestanden, bitter, fast unbekoemmlich und schwer. Und schwer scheint alles hier zu sein. Die Stadt scheint foermlich zu aechzen unter ihrer eigenen historischen Last, aber mehr noch unter dem Status als Hauptstadt Chinas und Sitz der KPC, sie scheint zu aechzen, weil sie laut chinesischem Glaube die Mitte der Welt ist. Polizisten an jeder Ecke, Ueberwachungskameras auf dem Platz des Himmlischen Friedens und Strassen, die sich zwoelfspurig! ausbreiten....Peking ist eine Stadt, in der ein Strassenzug allein das Zentrum einer mittelgrossen, deutschen Stadt einnehmen wuerde. Und das macht es schwer, ihr etwas Gutes abzugewinnen. Die Stadt erchlaegt dich mit ihrer Wucht. Peking wird dann zu einem Klein-China, das auf den ersten Blick haesslich wie die Nacht sein moege, aber auf den zweiten und dritten und vierten faszinierend wird. Schwierig ist es, diese Faszination zu beschreiben, die Magie in Worte zu kleiden - sind es doch meist nur Momente, kleine Sachen, die China lebendig und taghell erscheinen lassen. Es sind die Papierdrachen, die im Wind flattern, wenn sich die Nacht auf den Platz des Himmlischen Friedens senkt, es ist die famos-offene Neugier der alten, murmelnden Chinesin, die sich im Hostel einfach neben den Tisch stellt und unser Essen begutachet, es ist....so vieles, es ist Guangxi, das chinesische System von Geben und Bekommen, es ist das Essen, es ist der handfeste Pragmatismus, es ist...beeindruckend - Smog hin oder her.

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Mittwoch, 20. Juni 2007
Warum ich reise oder die Geschichte einer Suche
jollyj | 20. Juni 07
Abenteuer! Abenteuer! verkuendete der Klappentext des Reisefuehrers...
Als ich vor mehr als einem Jahr - am Tag als Neville uns gegen Polen ins Achtelfinale schoss - in den Flieger nach Australien stieg, waehnte sich der romantisch verblendete Abenteurer in mir auf den Spuren eines Marco Polos....leider war die australische Ostkueste nicht die Seidenstrasse und Sydney nicht das klassische Peking. Ein unsinnigerweise erwarteter Kulturschock blieb aus, das Abenteuer musste ich woanders suchen: Doch nicht an der Westkueste Australiens, nicht beim Tauchen in Malaysia und wundersamerweise auch nicht beim Biken in Kambodscha fand ich es. Meine Hoffnungen konzentrierten sich auf China, aber auch hier Fehlanzeige. Obwohl ich Hong Kong nur halbbewusst, unter der Narkose eines Grossstadtrausches erlebt hatte, in Yangshuo artig dem Befehl des Lonely Planets Fahrrad zu fahren gefolgt war und mein Zelt in den Bergen des Himalayas ayfgeschlagen hatte, fuehlte ich mich dem "Abenteuer" kein Stueck naeher. Ich begann zu zweifeln, hob kritisch die Augenbraue und beaugte den Happen, den mir mein eigener Romantizismus und der der Reiseindustrie vorgelegt hatte. Schon vorher gab es ja Stimmen, die meinten, dass die Suche nach Abenteuer Humbug sei....;) Und es war in diesem namenlosen Dorf im Nirgendwo, wo ich erkannte, wie wahr das ist. Es war als uns der tibetische Mann freudestrahlend in sein Haus einlud, uns Yakbuttertee mit Tsampa zu essen gab und seine Frau und seine Toechter sich ueber mein blondes Haar wunderten, etwas fassungslos dreinschauten als ich zur Schere grifff und eine meiner Haarlocken abschnitt, aber umso mehr lachten als ich ihnen diese zum Geschenk machte. Es war als Gung im roten Moenchgewand wie gebannt die Bilder meines Planets zu Lhasa studiert oder als ich fluche und keinen Bock mehr habe auf dem 4700m - Pass und es obendrein noch regnet und ich nur noch in Tippelschritten vorankomme und ich am Gipfel ein Tibeter beobachte, wie er betet und bedaechtigt die bunten Gebetsuecher spannt. Es war als wir drei Tage spaeter Gung wiedersehen und er uns berichtete, dass er auf den Weg nach Lhasa ist....
Denk ich zurueck an Hong Kong ist es weniger der Rausch der Grossstadt, der meine Erinnerung bestimmt. Es ist Zamir, der Uigur, mit dem ich mir ein Zimmer teilte. Denk ich an Yangshuou, laesst mich das Radfahren kalt. Stattdessen kommen Bilder von Xiang Shouk in den Kopf, der mit grossen Augen vor mir steht und mich fragt, ob ich nicht Englisch mit ihm reden koenne. Und denk ich an den Himalaya, dann sind die Berge klein und die freundlichen Tibeter genauso wie meine Reisegefahrten JP, Tim und Guido einfach ueberragend.
Abenteuer! Abenteuer! verkuendet der Lonely Planet...Was fuer ein Bullshit. Egal, wo du bist, ob in Australien, Suedostasien oder China, du wirst es nicht finden. Du machst Erfahrungen, erlebst dies und das und findest vor allem Menschen: Freunde wie Fremde, Chinesen und Argentinier, alte Lieder und neue Taenze, triffst deine personifizierte Vergangenheit und die Zukunft und weisst, dass du im Hier und Jetzt lebst, wenn 20 tibetische Schulkinder vor dir sitzen und dich mit Fragen loechern... Und du faengst an zu agieren, scherzt und lachst und streitest und fluchst und kuesst und jubelst: Menschen! Menschen!...das muesste der Planet eigentlich rufen. Denn sie sind das wirkliche Abenteuer.

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Samstag, 16. Juni 2007
Immer weiter, immer weiter...
jollyj | 16. Juni 07
Spaziere ich hier in Chengdu in einen Buchladen, faellt mir ein Reisefuehrer fuer ein ziemlich eigenartiges Land, "G-E-R-M-A-N-Y", in die Haende. Bunte Bildchen kuenden von schneeweissen Maerchenschloessern mitten im kalten Nirgendwo, komischen grauen Bloecken mitten in der Stadt, zwei bronzenen Hanseln, die vor irgendeinem Gebauede herumstehen und sich ganz intelligent finden und von Klippen, die jeder runter schauen will, nur weil da mal irgendein Fritz mit Farbpalette, Leinwand und Mischeimer stand....
Na wie auch immer. Ich wende mich dem Text zu und eine Stadt in der oestlichen Provinz faengt meine Aufmerksamkeit. Bis vor kurzem noch als Gehimtipp fuer die hartgesottensten Traveller gehandelt, scheinen das jetzt irgendwelche Bluemchen zu aendern...

STRABA 1 - schnall dich gut an fuer die Talfahrt von Zwoetzen nach Untermhaus

SORGE - kauf dir nen Eis und studiere das Einkaufsverhalten schimpfbereiter Renter zur Vormittagszeit

BIEBLACH/LUSAN - begib dich auf die Spuren der DDR und geniess die Fernwaerme in den grauen F...zellen

KALTE EICHE - erstarre staunend beim Anblick des grossen Baums auf weitem Feld im Morgenlicht

FUN - tausche Gehirnzellen gegen Spass in the mother of all clubs

BUGA 2007 - spuere den Adrenalinrausch, wenn alte Kanzlerversprechen wahr werden und Du durch "bluehende Landschaften" spazierst

OFF-THE-BEATEN-TRACK - klau ein Fahrrad und begib dich auf ein once-in-the-lifetime adventure entlang der weissen Elster

Ich war hinweg, bin in das naechste Reisebuero gegangen und hab sofort einen Flug nach "Germany" gebucht und kann es kaum noch erwarten, diese Stadt zu sehen....Am 4. Juli gehts los....Mann, das wird ein Gaudi.....;)

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Montag, 4. Juni 2007
Vom Westen nichts Neues
jollyj | 04. Juni 07
China, das Riesenreich, wird in der Tigersprungschlucht im Suedwesten des Landes auf 22 km Strasse gepresst. Durch die Schlucht waelzt sich in stattlicher Breiter eine asphaltierte Strasse, die mit einem gewaltigen, dynamit-intensivem Kraftaufwand chinesischer Arbeiter in den Berg gehauen wurde - und den Weg frei machen sollte fuer "hoeher" entwickelten Tourismus, fuer grosse Tourbusse und bunte Gruppenleiterfahnen.
Drei Kilometer sind es vom Schaum der Stromschnellen des Yangze bis zum Schnee auf den Bergspitzen des Haba. Fast vertikal druecken sich die grauen Felswaende dem Himmel entgegen und formen so eine der tiefsten Schluchten der Welt. Man muesste beeindruckt sein von der chinesischen Ingenieurskunst, die es ermoeglichte, eine Strasse in diesem Terrain zu bauen, man muesste beeindruckt sein vom kompromisslosen Gestaltungs- und Entwicklungswillen der Chinesen - gerade wenn man deutsche Streitereien, an dessen Ende allzuoft, wenn ueberhaupt halbgare Kompromisse stehen, gewohnt ist.
Nur erreicht keiner der Tourbusse auch nur die Mitte der Schlucht. Ein gewaltiger Erdrutsch bei Kilometer acht versperrt den Weg; ebenso wie bei Kilometer 17. Gut ein Dutzend Fahrzeuge sind gefangen in dem Mittelteil. Aber Chinesen waeren nicht Chinesen, wenn sie nicht sogar aus diesem misslichen Umstand ein Geschaeft machen koennten. Will man mit einem Auto von einem Ende der Schlucht zur anderen gelangen, gilt es jetzt dreimal Y 50 zu zahlen, anstatt wie frueher nur einmal. Und dank eines Lehrbuch-Monopols und Kartell-Bildung ist jegliches Verhandeln zwecklos. Geld ist das Opium des Volkes - nicht umsonst sind die Saeuseleien der KPC so erfolgreich. Die Chinesen haben einen mehr als ausgepraegten Geschaeftssinn. Unter der Hand nennen einige sie die "Juden Asiens", weil sich in ihren Hauesern, egal in welchem Land man sich befindet, das Kapital sammelt. Die meisten (illegalen) Wechselstuben in Suedostasien liessen sich immer in den chinesischen Vierteln der Staedte finden.
Verhandeln mit den Chinesen wird um so haerter, paart sich doch ihre oekonomische Ruchlosigkeit in einer symbiotischen Beziehung mit einer guter Portion Stolz, Nationalstolz wie persoenlichem. Mehr als zweimal wurde ich schief angeschaut als ich auf chinesische Wortlawinen, die ueber mir hereinbrachen, nur mit einem schutzsuchenden Kopschuetteln antworten konnte.
Und genau jener Stolz wandelt sich in grenzenlose Ueberheblichkeit kommt es zu Fragen des Umweltschutzes, er wird zur altgriechischen Hybris, der Herausforderung der Goetter. Auch wenn 2000 Jahre Geschichte, das Schwarzpulver und ein Riesenreich hinter der chinesichen Zivilisation stehen, duerfte das kein Grund fuer Respektlosigkeit einer Erde sein, die 6 Milliarden Jahre, Vulkane und sechs Kontinente vorzuweisen hat. Aber dieser Logik beugt sich der chinesiche Allmachtsglaube nicht. Was nicht passt, wird passend gemacht. Der Permafrostboden, der unter der hoechsten Eisenbahnstrecke der Welt vom tibetsichen Lhasa nach Golmud 1000 km weiter noerdlich liegt, wird kuenstlich tief gefroren, um Destabilisierungen der Fahrbahntrasse zu vermeiden. Wenn die Wueste Gobi wegen intensiver Landwirtschaft auf Peking vorrueckt, pflanzt die chinesiche Regierung einfach 5 Millionen Baeume an deren Raendern, damit deren Wurzeln den Sand halten. Und wenn Felswaende in einem steilen Gefaelle dreitausend Meter hoch dem Himmel entgegen jagen ist das noch lange kein Grund dort keine Strasse zu bauen.
Die Strasse in der Schlucht ist zwei Jahre alt. An ihren Raendern broeckelt der Teer, etliche der kniehohen Leitpfosten sind stark von Wind und Wetter geschaedigt und zu den beiden definitven Erdrutschen gesellen sich Dutzende Kleinere, die de facto nur mit einem Gelaendewagen zu ueberqueren sind. Aber als wir mit Vans ueber den Schutt holperten, roch es nach Verfall. Sie klapperten und quietschten, stellenweise setzte deren Motor aus und das Radio verlor sich in kraechzendem, jaemmerlichen Rauschen und Knacken. An einer Stelle, vielleicht Kilometer 16, rollten zwei, drei faustgrosse Steine den Hang hinab. Unser Fahrer hielt und beobachtete. Acht Augenpaare starrten gebant auf das Grau der Kiesel. Zwei weitere Steine huepften den Berg hinab. Kein Atemzug war zu hoeren. Niemand sagte etwas. Und wieder kamen Steine, diesmal groesser. Unruhe machte sich im Wagen breit. Doch dann: Nichts. Eine Minute lang passiert nichts; der Hang war ruhig. Der Fahrer legte den Gang ein, lliess den Motor aufheulen und jagte an dem Hang vorbei, nur um schliesslich an dem Erdrutsch bei Kilometer acht zu halten, das Geld zu fordern und uns ueber das Geroell klettern zu lassen.
Ein LKW wurde dort gerade entladen, Zementsaecke, dem Augenmass nach gute 50 kg schwer. Fuenf junge Chinesen schleppten die Saecke ueber die Steine. Ihre Gesichter: staubverschmiert, aschgrau die Haut, die Haare, die Augen. Ihr Atem: schwer. Nach jedem Gang mussten sie pausieren. Gut 100 Saecke galt es zu entladen. In einem Volk von mehr als einer Milliarde gilt ein Menschenleben wohl nicht viel - dafuer spricht nicht nur das Aschgrau der Augen der Traeger, nein auch die Todesstatistiken Maos, die Massenaufmaersche und einhundert zwanzig rote Muetzen, die sich zu einem schulischen Fahrradausflug versammeln.
Schwierig ist da der Kontakt zu den Einheimischen, nicht nur stehen Sprachbarrieren im Weg, nein auch die eigene Auffassungsgabe. Denn sieht man jeden Tag tausende Chinesen, scheint sich darin der Einzelne zu verlieren. Es braucht ein langes Gespraech oder intensiven E-Mail-Kontakt oder ein Tanz auf den Dorfplatz, um den anonymen Gesichtern eine Persoenlichkeit zu geben. Es braucht mehr fuer mich, um eine Beziehung zu den Einheimischen aufzubauen als in den anderen Laendern. Das ist eigenartig, denn die Gespraeche hier sind laenger und tiefer, der Kontakt zahlreicher und das Laecheln der Menschen genauso offen wie anderswo.
Es scheint als stuende stehts noch etwas zwischen uns, es scheint als gebe es eine Barriere, die man nicht ueberqueren kann, es herrscht Distanz, komme, was wolle. Dies allein auf typisch asiatische Reserviertheit zurueckzufuehren ist wohl zu kurz gegriffen. Kambodschaner, Laoten und Thais wahrten die Distanz ebenso, aber waren doch vertrauter.
Nur eine Folgerung erscheint mir daraus vertretbar. Es ist als wuerden meine verwestlichen Augen den Chinesen mit ebensoeiner Hybris begegnen, wie diese der Natur...Hybris, weil ich westliche Strukturen und Verhaltensweisen und allerwichigsten Denkweisen auf dieses Volk uebertrage, weniger weil ich es will, mehr weil ich es muss, weil mir dieses Land so fremd bleibt. Woher will ich wissen, dass China einem Allmachtsglauben verfallen ist? Ist es nicht auch genauso gut moeglich, dass sich dieses Land einfach nur etwas uebereifrig darauf stuerzt, nachzuholen, was es an technischer Entwicklung im letzten Jahrhundert verpasst hat?
Mit verdichteter Wortwahl und der vermeidlichen Undwiderlegbarkeit persoenlicher Erfahrung presse ich diese Zivilisation, 2000 Jahre Geschichte, das Schwarzpulver und ein Riesenreich, in die 22 km Strasse einer Schlucht. Und wenn ich das tue, erscheine ich mir selbst wie ein Prototyp: Oberflaechlichkeit ist alles was mein Handeln (und Schreiben) leiten kann - Hybris. Ich erscheine mir wie der Prototyp des Westens, der dieses Land einfach nicht versteht, nicht sagen, was es im Innersten zusammen haelt und doch richtet und agiert als tue er es. Das einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann ist: Dieses Land ist immer fuer Ueberraschungen gut.
Was fuer ein armseliges Fazit.

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Samstag, 2. Juni 2007
Der Himalaya ist da
jollyj | 02. Juni 07
Zhongdian aka Shangri-La, meine Fingerspitzen sind steif, unter meiner Windjacke umguerten drei Textilschichten meinen Koerper, Treppensteigen laesst dein Herz bis zum Halse klopfen und die Luft ist - ganz unueblich fuer China - klar. Zum ersten Mal seit Australien sehe ich wieder einen richtigen Sternenhimmel, meine Wangen roeten sich beim Tanz mit den Einheimischen auf dem Dorfplatz und mein Atem kondensiert....Der Himalaya ist da! Und was heisst schon da! Allein die ersten Auslaeufer, die ersten..."Huegelchen" von 4000 m Hoehe muss man sie - bei dem, was da noch kommen wird - wohl nennen, rauben mir den Atem. Aber ich versuche gar nicht erst, die Szenerie zu beschreiben. Soviel Pathos waere echt schon unmenschlich. Nur soviel: "Mann, mann, mann...berauschend"...;) Und nun: Die Bilder!!

Reisfelder am Erhai Hu

Naxi-Orchester II

Ach ja! Ich vergass, war auch noch in einem Konzert...well...was soll man sagen zu chinesischer Musik? Mmmmh....sie ist "anders". Wie die Toiletten hier, aber das ist eine andere Geschichte...;)

Ein chinesisches Sommerbad

Getreidefelder!!!!!!Deutschland!!!!!!

Gipfelstuermer...;)

Nen Hoschiiiiiii...

Alpengluehen...fast jedenfalls

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Montag, 28. Mai 2007
Die Gaukelspiele 2008
jollyj | 28. Mai 07
Es ist nicht so, wie man es vielleicht erwartet haette: Man merkt es kaum, es schlummert und versteckt sich, die chinesische Regierung weiss es gut zu ueberdecken - mit einem wohlinszenierten Gaukelspiel.
Chinas Fassade prunkt mit Beton und Chrom und Stahl, der hoechsten Eisenbahnstrecke der Welt, dem groessten Staudamm, der laengsten Bruecke, der laengsten Rolltreppe und einem eigenen Raumfahrtprogramm. China prunkt mit einer Wirtschaft, die so schnell waechst, dass sie kuenstlich verlangsamt werden muss. Ein Chinese kommentierte das folgendermasen: "20 years, my friend! 20 years and we are bigger then the US!" China prunkt mit den fuenf olympischen Ringen, Beijing 2008; die Spiele sind hier der Fokuspunkt nationalen Stolzes, alle grossen Konzerne sponsorn sie, die Jugend trainiert hart um Startplaetze, Strassen und Bruecken werden dafuer gebaut, hypermoderne Schnellzuege eingeweiht, die Beijing und Shanghai verbinden und am Base Camp des Mt. Everest wird das ganze Zeltlager der Expeditionen zwei Kilometer nach hinten verschoben, um die Glorie der Fernsehbilder nicht zu zerstoeren, wenn die olympische Fackel demnaechst auf den hoechsten Berg der Welt getragen wird.
Das Land ist stolz auf seine Groesse und Staerke, stolz auf Olympia. Keine fremden Laender koennen ihm jetzt noch die Politik diktieren oder es besetzen, wie es noch vor hundert Jahren geschah, als die europaeischen Maechte sich mit Waffengewalt Handelsrechte und Haefen erkaempften und Japan spaeter ein fuenftel des Landes besetzte und es ausbeutete und die Bevoelkerung misshandelte. Die Zeit ist vorbei. China ist laengst keiner Spielball mehr; es ist jetzt ein Player. Es ist eine Grossmacht, politisch wie oekonomisch und mit der Vergabe der Spiele an Peking zolllt die Welt diesem Fakt Tribut...Nur zu welchem Preis?
Der schlummert und versteckt sich hinter der Fassade, hinter dem Augenscheinlichem und Greifbarem. Mein Versuch mir auf wikipedia.com Informationen ueber Tibet zu holen, scheiterte. "Diese Seite kann nicht angezeigt werden" verkuendete der Bildschirm. Dasselbe galt fuer fast alle Angebote, die ueber Google abrufbar sind - im Einvernehmen mit der Konzernleitung wohlgemerkt. In den Buchlaeden laesst sich zwar Literatur zum Thema finden, diese entspringt dann aber der Feder von Journalisten der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur oder dem "Presseamt der Tibetischen Autonomen Region" und sind nichts weiter als bluemchenbunte Schilderungen einer angeblichen jahrhundertelangen, engen Verbindung zwischen Tibet und China. Von der Existenz einer Exilregierung unter dem Dalai Lama, von zahllosen brutal niedergeschlagenen Aufstaenden und der Pluenderung der Kloester waehrend der Kulturrevolution berichten sie natuerlich nicht. Das Massaker am Platz des Himmlichen Friedens hat laut chinesichen Geschichtsbuechern auch nie stattgefunden.
Und als ich meine rotbemuetzten, chinesischen Fahrradfreunde fragte, ob ihnen das bewusst sei, blockten sie ab. Verstaendlich; sie haben Angst und wissen es nicht besser. Aber dann wechselten sie abrupt das Thema, wie als wollten sie unbewusst das Ueberdeutliche nochmal verdeutlichen. Sie fragten, womit man in Europa mehr Geld verdienen koenne - mit Lotusdueften oder Bambusmoebeln....Da ist es! Das Pekinger Blendwerk: "Im Geld liegt die Freiheit!", saeuselt die Regierung mit ihrem politischer Spagat aus wirtschaftlicher Oeffnung und totaler Kontrolle den Chinesen ins Ohr, betaeubt damit jeden politischen Gestaltungswille. Da wird der Dollar zum Opium des Volkes. Es schlummert und versteckt sich, aber einmal gepackt und ans Licht gezerrt, vom Propaganda-Kostuem befreit und genau betrachtet, offenbart es sich: Dieses Land traegt noch immer stark diktatorische Zuege.
Und das schlimmste daran ist, dass es die Regierungen dieser Welt, gelenkt von wirtschaflichen Interesse, nicht interessiert. Olympia 2008 wird leider nur eine weitere Buehne, wenn auch die mit Abstand bedeutendste, fuer die Propaganda der Kommunistischen Partei Chinas sein. Aber man darf gespannt sein, ob sich der Rest der Welt, wie 1936 in Berlin schon einmal geschehen, von solch einem Gaukelspiel neuerlich zum Narren halten lassen wird.

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Freitag, 25. Mai 2007
Leben, um davon zu erzaehlen
jollyj | 25. Mai 07
Wenn ich mal alt bin, Grossvater, ich im Schaukelstuhl sitze und meine Enkelkinder eine Geschichte hoeren wollen, dann stopfe ich meine Pfeife, beuge mich in Grass'scher Manier nach vorne, fang an zu kichern und erzaehle ihnen von der Zeit als ich ein Superstar war:
"Kinners, ich war noch ein Jungspund, 20 Jahre alt, eure Grossmutter kannte ich damals noch gar nicht. Ich reiste durch China und hielt in einem kleinem Staedtchen, das im ganzen Land dafuer beruehmt war, dass viel Fremde dorthin gingen, um sich die Landschaft, wunderschoene,ausserirdisch anmutende Karsthuegel uebrigens, anzuschauen.
Eines abends ging ich durch die Strassen, da sprachen mich elf, zwoelf Chinesen an und wollten wissen, ob ich mit ihnen Englisch sprechen koennte....
Na! Tom! Ich sehe wohl, dass du heimlich auf den Fernseher linst...
Ja, jedenfalls ging ich mit den Chinesen dann in ein Restaurant, ich ass ein leckeres, nicht zu scharfes suess-saures Huehnchen...Mmmmh das war gut, genauso wie die Schweinespiesse am naechsten Abend, genau richtig gekocht, mit knackigem Gemuese und die Sosse erst, wenn eure Grossmutter nur so kochen koennte...Aber wo war ich?
Ach ja...wir unterhielten uns miteinander, manchmal redeten wir auch voellig aneinander vorbei, aber das machte nichts. Wir lachten und fragten uns gegenseitig aus und am Ende des Abends luden sie mich dann ein, mit ihnen am naechsten Tag auf eine Radtour zu gehen. Ich dachte mir, dass wird lustig, zumal die eine Chinesin auch ganz huebsch war und vielleicht...
Na am naechsten Tag hatte sich das dann auch erledigt, beaugten mich doch 120 kleine Augenpaare am Treffpunkt. Zehn von ihnen gehoerten Jungs, der Rest Maedchen. Der Tourguide hatte eine grosse rote Fahne und damit er auch immer wusste, wer zu seiner Gruppe gehoerte, bekam jeder ein rotes Kaeppi.
Es gibt naemlich so viele Chinesen, Kinners, die alle gleich aussehen, dass die Chinesen selbst Probleme haben, sich auseinanderzuhalten!
Und schon bevor wir losfuhren, wollte ein Maedchen ein Foto mit mir machen, klar warum nicht, und dann kam noch ein Maedchen, das auch ein Foto wollte, okay und dann wieder "Would u mind if i take a picture with u?": Noe, noe, mach nur, ich posierte, packte das Laecheln aus, dem schon eure Grossmutter nicht widerstehen konnte, umarmte manche Maedchen und da kicherten ihre Freundinnen und am Ende waren es bestimmt zehn Fotos, die sie gemacht hatten. Tom! Du sollst Lene nicht immer aergern!...
Und dann fuhren wir los, eine lange Kette roter Muetzen auf alten Klappfahrraedern. Jedesmal wenn mich ein rote Muetze ueberholte rief sie meinen Namen und winkte und ich winkte zureuck. Am ersten Halt kamen noch mehr Fotowuensche, ja gut, kann nun auch nicht mehr schaden und damals, Kinners, als ich zwanzig war, da sah ich gut aus. Kann euch ja ein paar Fotos zeigen, muesste sie irgendwo haben. Wartet. ILSE? Weisst du, wo ich die Kiste mit meinen alten Urlaubsfotos hingetan habe?...
Na spaeter mal, Kinners. Auf jeden Fall erkannten das auch die Chinesinnen und stellten einen der Jungen an, um mich zu fragen, ob ich denn eine Freundin haette und als ich verneinte gab das ein Ahhh und Ohhh in den Reihen. Dann erfuellte ich noch ein paar Fotowuensche bevor wir mit Bambusfloessen auf einem Fluss herumschipperten. War eine gemuetliche Bootspartie. Zurueck an Land, begannen dann einige der Maedchen sich in lokale Trachten zu huellen und - "Ein Weisser und ich in einem bunten Kleid, was fuer ein perfekte Erinnerung!", werden sie sich wohl gedacht haben - und fragten gleich nach einer neuen Runde Fotos. Na von mir aus. Dann speisten wir und verabschieden uns daraufhin und machten - was sonst - natuerlich noch ein Foto....
Das war ein lustiger Tag, Kinners. 120 Chinesen mit roten Muetzen, hundert Klappfahrraeder, chinesische Pop-Songs und Kichern und Keuchen wegen der Hitze und das Klicken der Kameras, die heimlich hervorgeholt wurden und ich mittendrin."
Und da wuerde ich mich zuruecklehnen und bei der Erinnerung lachen und beginnen zu husten und keine Luft mehr kriegen und meine Frau Ilse um das Sauerstoffgeraet bitten, tief durchatmen, zufrieden in die Ferne schauen und an ein Buch von Gabriel Garcia Marquez denken, das "Leben, um davon zu erzaehlen" heisst...
Und meine Enkel? Tom waere laengst im Nachbarzimmer verschwunden, wo die Play Sation 21 steht und Lene wuerde friedlich auf dem Sofa schlafen, denn - mal ernsthaft - welche Enkel wollen schon so eine langweilige Geschichte hoeren und - mal ernsthaft - das ist doch alles Quatsch. Wer wuerde schon eine Frau heiraten, die Ilse heisst und nicht kochen kann?....;)

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Montag, 21. Mai 2007
Sanfter Traum, Olympia sei dank
jollyj | 21. Mai 07
Zugfahren in China - da hat man gewisse Bilder im Kopf: Von altkommunistischen Drachen am Ticketschalter, ignoranten Hundertschaften, die zur Bahn stuerzen und alles ueberrennen, was im Weg ist, von maroden Zuegen und Abteils voller zahnloser Maenner, die billigen Tabak rauchen und sich lautstark Witze erzaehlen, von fadem Licht und versuefften Betten.
Aber nein! Ist alles falsch! Olympia 2008 zeigt wohl schon Wirkung,denn die Tickets wurden mir von einer nett laechelnden Madechen ueberreicht die Hundertschaften gab es zwar, aber dank straff durchorganisierter Abfertigung in Flughafenmanier und der Hilfe zweier Locals konnte ich gemuetlich den Zug besteigen, wo mich ein Abteil voller Chinesen meines Alters, ein sanftes Bett, weiche Kopfkissen und Klimaanlage erwartete...und so fuhr ich sanft traeumend meinem Ziele (Guilin) entgegen...es haette wahrhaft schlimmer kommen koennen...;)

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Samstag, 19. Mai 2007
Die Stadt der tausend Lichter
jollyj | 19. Mai 07
Lightshow

Mit der Faehre von Macau nach Hong Kong, endlich wieder Meer, wenn auch von Smog verhangen, dann Grenzkontrolle, rot leuchtet die Kontrollampe des Passscanners und geld die Vogelgrippewarnungen, tragen Sie bitte einen Mundschutz wenn sie Fieber und Atmungsschwierigkeiten haben und konsultieren sie den nachsten Arzt, dann in den Strom der Einreisenden eingliedern, weisse Gesichter allerorts, britischer Akzent hier und da; und raus aus der Ankunftshalle, sehe zuerst Doppeldeckerbusse, ankommend, links blinkend und abfahrend, rechts blinkend, schaue mir die Passagiere im Oberdeck an; schaue weiter nach oben, folge der Fluchtlinie der Hauser und da kreist ein Falke ueber mir, waehrend Passanten links und rechts an mir vorbei hasten, auf den Boden, die Uhr, das Handy starrend.
Der Falke stuerzt nach unten, zwei Meter vom Dach des Busses entfernt faengt er sich auf und verschwindet mit ein, zwei Fluegelschlaegen in den Haeuserschluchten, ueber denen halbierend der Sonnenschatten liegt...der Verkehr schlaengelt sich weiter wohlgeordnet auf der linken Strassenseite entlang, man haelt hier an roten Ampeln und hupt nicht und blinkt und faehrt keine Motos, sondern Mercedes und Toyota und Hyundai und noch mehr Toyota oder ab und zu einen schimmernden Aston Martin.
Die Passanten, die mich passieren: Chinesen natuerlich, Japaner, Amerikaner, Afrikaner und Europaer - international. Weisse I-Pod-Stoepsel und Chucks bei den einen und Anzuege und Krawatte bei den anderen - global. Jung und alt, bunt gemischt, fashion and finances - universal. Ein rotes Banner faellt mir auf. Es ist Werbung der Stadtverwaltung: "Hong Kong - Asia's World City"....

Soho

Ich schnappe meinen Rucksack, ziehe los, brauche Geld, verteidige nach Sitte des Landes ziemlich restriktiv mein Vorrecht auf den Automaten, marschiere weiter und es daemmert schon und die Lichter gehen an, sehe meine 20-Stockwerk-Festung, die ich fuer 5 Tage zu Hause nennen werde, checke ein, sehe die Groesse des Zimmers und okay, was habe ich denn erwartet, fuer diesen Preis, mitten in der Stadt. Schlaf dann, Traeume...Am naechsten Morgen die Begegnung mit der Realitaet. Mein Gewissen drueckt: Studium! Bewerbung! Ach ja, da war ja noch was. Okay, wat mut dat mut. Augen zu und durch.
Danach Augen auf und rein, rein in die Stadt, wieder der Nase nach, die nach Hong Kong Island zeigte zu den Wolkenkratzern, dem postmodernen Bildnis des chinesischen Jahrhunderts: Provinzler-Staunen dort und Erinnerungen an die Londoner Docklands mit steifem Nacken und Fotorausch - der erste von vielen. Gefolgt vom Ausblick von Victoria Peak, dem Naturparadies mitten in der Stadt, das sturr und starr in Hoehe alle Menschenbauten ueberragt.
China! Lass dir das ein Zeichen sein!
Die Sonne geht unter, man sieht den Hafen, Frachtschiffe mit schwerer Containerladung, die Faehren, die wie zum Japan-Test zwischen den beiden Teilen Hong Kongs hin- und herhuschen, der Himmel faerbt sich babyblau, rosa und gelb: Ein Vanilla Sky. Und dann, dann gehen die Lichter an, erst undeutlich, dann mit Kraft. Sie beschreien Firmen, leuchten den Fussgaengern den Weg und erhellen die schnicken, suendhaftteuren Apartments am Huegelrand in Soho, dem Szeneviertel. Tausende von Lichtern, das Blau der See verliert sich in der Nacht, an seiner statt das Bunt des Lichtermeers....tausende ueberall, begrenzt von den Huegelketten am Horizont. Und da hat sie mich die Stadt, packt mich, ich lass mich packen, denn diese Aussicht, die war es...Und Hong Kong sollte mich nicht mehr loslassen.

The View

Am naechsten Tag das Kunstmuseum mit einer Videoinstallation und Rot und Weiss und Schwarz die chinesischen Gemaelde, gedaempftes Licht erhellt sie, in anderen Schaukasten glitzern antike Vasen. Und Second-Hand-Fotolaeden, in denen sich von Leica ueber Pentax bis Canon hunderte alte Kameras stapeln, Sonnenblenden so viele, dass sie ganze Kisten fuellen, ein Regal voller Filter, von 42 bis 72 mm alles dabei, ich beginne zu rechnen, lass mir Objektive zeigen, mache Testfotos im Kunstlicht der Leuchstoffroehren und im Sonnenschein und schlage schliesslich zu. Ein Weitwinkel fuer mich.
Wie ein kleiner Junge stuerze ich los, mein neues Spielzeug auszuprobieren, gehe zum Hafen, justiere und knipse, probiere und arrangiere, bin wie ein Tolstoi-Leser und spiele das Gedulds-Spiel, warte, dass die Passanten, das machen, was ich will und bin schliesslich zufrieden, setze mich und rauche und hoere das Paerchen neben mir von einer Show sprechen, die gleich anfaengt. Kann ja nicht schaden, mal zu warten.

Fotorausch I

Well, nein es schadet wirklich nicht. Auf den gegenueberliegenden Daechern tanzen zur Show Laser und Strahler zum Rhytmus der Musik, bilden Daecher ueber dem Hafen, die Touristen staunen und ich auch, gehe zum Hostel, denke zurueck an das gruene Laserdach ueber mir, passiere dabei rot-gelbe Mc Donalds-Zeichen und kitschige pink-blinkende Restaurantschilder. Grelle indische Wortblitze treffen mich, Rolex, Rolex und Do u need a tailor?, nein, betrete meine Festung, fahre in den 12. Stock, lege mich ins Bett und schaue aus dem Fenster, schaue auf Hong Kong, spuere wie es mich haelt, schaue auf das bunte Meer. Und liebe diese Stadt.

Fotorausch II

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