wanderduene
Freitag, 27. April 2007
Unterwegs Teil II
jollyj | 27. April 07
Die Freiheit, hinzugehen, wohin wir wollten, verschaffte Einblicke der anderen Art, streiflichthaft blos, aber praegnant: "Nicht arm, aber unterentwickelt" - weisse gesprochen ueber die Laender der Region auf stephandric.wobistdujetzt.com.
Keine Bettler auf dem Land, nirgends, nicht ein hungrig-mitleidsuchender Blick, der mich getroffen hat; Vieh und Reis, Brunnen und Haueser - die Menschen scheinen zu haben, was sie brauchen. Die Zeiten als die UN Reissaecke ins Land fliegen musste, sind vorbei. Aber doch, Unterentwicklung wird sichtbar, wo zum Beispiel Unfaelle passieren. Unsere Suche nach einem Arzt in Snuol endete in einer schaebigen Baracke, in der ein Mann ein Nickerchen auf einem Bett ohne Matratze hielt: "No doctor here!". Kein Arzt war im Umkreis von 100 km anwesend und das naechste Krankenhaus weit weg, in Pnomh Penh oder Kratie. Was macht die Landbevoelkerung, wenn sie ernsthaft erkrankt? Aerzte, die Auslaender in der Hauptstadt behandeln, aber im Notfall mangels medizinischer Geraetschaft einen Weiterflug nach Bangkok empfehlen (!), sind fuer sie unerschwinglich, die lokalen Krankenhaueser unterversorgt und einfache Antibiotika kosten so viel wie ein Arbeiter hier pro Woche verdient. Was bleibt ihnen dann noch uebrig?
Beten?

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Unterwegs Teil I
jollyj | 27. April 07
Erster Stopp nach Pnomh Penh. Die Mittagssonne brennt und die Kambodschanerin neben mir grinst als ich mir meine puderweissen Oberschenkel mit Sonnencreme einschmiere. Verdutzt grinse ich zurueck und steige wieder auf die Maschine. Noch 230 km liegen vor uns bis zum ersten Uebernachtungsstopp auf dem Weg nach Mondolkiri, im Suedosten Kambodschas.



Alles begann in Siam Reap, wo vorsichtige Plaene das Land auf zwei Raedern zu erkunden Gestalt annahmen als eine Gruppe Schwaben, dreckverschmiert und grinsend, bewies, dass es moeglich ist. Nur noch zwei Tage in Pnomh Penh mit dem Moped einfahren und dann rauf auf die Grossen. Von meinen ersten Fahrversuchen zur Rush Hour in der kambodschanischen Hauptstadt berichte ich hier lieber nicht. Ich will die Herzen meiner Eltern schonen... Aber sieben Tage, 1100 km und etliche Stuerze spaeter konnte ich mich nur schweren Herzens wieder von der Maschine, von der Freiheit, die sie mir gab, trennen.



Freiheit. Morgens losfahren mit einer ungefaehren Ahnung der Richtung im Kopf, immer der Nase nach, sich bald auf Huegelgipfeln wiederfinden, zufrieden Eine rauchen und die Aussicht geniessen, Trampelpfaden folgen, Wasserfaelle entdecken, in einem tropischen Regenguss die Orientierung verlieren, sich dann durch den Schlamm wuehlen, einen Kupplungshebel einbuesen, mal wieder fluchen und alsbald lachend vor den verwunderten Bewohnern eines Bergdorfs mit Mimik und Gestik und Reisefuehrer nach dem Weg fragen. Es folgt: Sehen und gesehen werden! Mit grossen Kinderaugen, die mich verstohlen mustern - Du: weiss, ich: anders. Mit schuechternen Laecheln schwarzhaariger Maedchen, die etwas abseits stehen und tuscheln, mit der Zahnluecke des Mannes, der mir Wasser anbietet, mit dem Gackern der allgegenwaertigen Huehner, mit Messingtoepfen und dem Duft der Feuer, mit den reservierten Blicken der Aelteren, mit Fingern, die auf die Motorraeder zeigen, Haenden, die winken und Kindermuendern, die Bye-Bye rufen, als wir weiterfahren. Abends ein Bier und die Erkenntnis, dass ich dem Charme dieser Freiheit voellig erlegen bin. Mit dem Motorrad ins Land, durch die Doerfer, durch Tunnel aus freudigen "Hello-Hello"-Rufen, vorbei an Zuckerpalmen und Reisfeldern, auf denen Wasserbueffel den Pflug ziehen, anhalten, wenn Jungen ihre Kuhherden ueber die Strassen treiben und stoische Schweine nicht einsehen wollen, warum sie fuer dieses grosse, laute Ding vor ihnen auch nur einen Huf bewegen sollen....

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